Zum Mittag gab es Linseneintopf. Wie üblich bestand die Einlage aus dem übrig gebliebenen Fleisch des Vortags. Und geräucherten, klein geschnittenen Würstchen. Und einem ganzen geräuchertem Würstchen für jeden. Oder zwei, wenn man will. Ich will nicht, denn nachher ist noch die große Grillparty, gesellschaftlicher Höhepunkt der gesamten Reise. Achim ist schon seit Tagen ganz hibbelig, weil der exakte Termin nicht zu erfahren war. Jetzt, beim Mittag, sagt er, es wäre ihm nicht so wichtig. Dann, beim Rausgehen, kommt er zurück zu mir, um aufgeregt darauf hinzuweisen, dass der Koch schon Baguette bereit gelegt hätte.
Wobei das mit dem gesellschaftlichen Höhepunkt so eine Sache ist. Achim meint, dass würde man für “uns”, damit meint er die Passagiere, ausrichten. Fokko meint, dass es so eine Grillparty immer auf dem Rückweg gäbe.
Zurück zum Linseneintopf. Seltsamerweise gibt es dazu auch leckere frische Brötchen. Zu keiner anderen Gelegenheit stehen Brötchen auf dem Tisch, nicht einmal zum Sonntagsfrühstück. Merkwürdige Sitten.
Später, nach 2 Tellern Linseneintopf mit Zucker und Essig verschwinde ich zum Mittagsnachdenken auf meine Kabine. Zwei Orangen im Schlepptau, die “Fresh Fruit” des Tages. Von vorvorvorgestern liegen noch zwei Birnen herum, die sind für den Nachmittag verplant. Ich höre mir gerade Stan Nadolny “Die Entdeckung der Langsamkeit” an (John lernt die Segelnamen auswendig), als es in die Kopfhörer piept.
Hmmmmm. Es piept. Auf dem Flur. Da heisst es ruhig bleiben und abwarten. Dann schallt es auch schon aus dem Telefon “Fire in the enginee room. This is only a drill. Fire in the enginee room. Crew report to the meeting point, passengers to the bridge.”
Bridge ist gut, auf der Brücke kann ich fotografieren. Aber Übung eine Stunde nach dem Mittagessen auf einem Samstag? Harte Sitten. Und natürlich wurde zu Kenntnis genommen, wer beim Appell gefehlt hat.
34° 19,000’ N 49° 01,576’ W (69ft)